Veranstaltung: | Wahlprogramm Kassel-Land - Kommunalwahl 2021 |
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Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 20.11.2020, 18:59 |
Antragshistorie: | Version 1 |
A1NEU3: Wahlprogramm Kommunalwahl 2021
Text
Unsere Ziele für die Kreistagswahl 2021!
Klimaschutz – jetzt wirksam umsteuern
Für einen wirksamen Klimaschutz wird es allerhöchste Zeit. Wir GRÜNE stehen seit
Jahrzehnten für eine ökologische Neuausrichtung der Politik auf allen Ebenen.
Aktiver Klimaschutz ist ohne eine andere Mobilität, alternative Energiegewinnung
und Energieeinsparung sowie den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen
durch einen wirksamen Natur- und Landschaftsschutz nicht denkbar.
Wir GRÜNE setzen uns für einen CO2 neutralen Landkreis Kassel bis 2030 ein.
Dafür ist der Ausbau von Solar- und Windenergie sowie weiterer regenativer
Energien nötig. Für uns GRÜNE gilt dabei der Grundsatz: Energieerzeugung in
Bürger*innenhand fördern und so organisieren, dass sie unter Beachtung von
Naturschutzbelangen, einen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung leistet.
Wir setzen deshalb auf die Kooperation von Bürger*innengenossenschaften,
Gemeinden und regionalen Energieerzeugern.
Wir wollen kreiseigene Liegenschaften verstärkt für die alternative
Energiegewinnung nutzen. Die gewonnene Energie soll, soweit sie nicht direkt
selbst verbraucht wird, gespeichert und auch zur Versorgung von Ladepunkten für
Fahrräder und andere Fahrzeuge genutzt werden. Wir möchten den Ausbau der
Ladeinfrastruktur mit den Landkreiskommunen, unter Nutzung von Förderprogrammen,
gemeinsam weiterentwickeln.
Mit der Einstellung einer Klimaschutzmanagerin und dem Auftrag zur Erarbeitung
eines integrierten Klimaschutzkonzeptes ist der Landkreis Kassel in 2019 einen
wichtigen Schritt für einen wirksamen Klimaschutz gegangen. Wir GRÜNE werden die
Arbeit der Klimaschutzmanagerin konstruktiv begleiten und unterstützen. Wenn das
Konzept und die Maßnahmen vorliegen, werden wir dafür sorgen, dass die nötigen
Mittel im Kreishaushalt und zusätzliche Fördergelder von Bund und Land für eine
schnelle Umsetzung der Maßnahmen zur Verfügung stehen.
Klimaschutz ist keine Eintagsfliege, sondern eine kommunale Daueraufgabe. Die
Stelle für das Klimaschutzmanagement wollen wir deshalb als Planstelle im
Kreishaushalt verankern. Um die Klimaschutzaktivitäten des Landkreises und der
kreisangehörigen Kommunen wirksam miteinander zu verzahnen wollen wir GRÜNE uns
dafür einsetzen, dass die Klimaschutzmanager*innen im Kreis und den
kreisangehörigen Städten und Gemeinden vernetzt arbeiten. Als GRÜNE setzen wir
uns darüber hinaus für einen Klimadialog als digitale und analoge Plattform für
Wissensaustausch und Bürger*innenbeteiligung ein. Eine Plattform, die neben den
kommunalen Aktivitäten auch Betriebe und Unternehmen sowie die vielen
zivilgesellschaftlichen Initiativen und insbesondere auch die vielen Ideen von
Kindern und Jugendlichen für den Klimaschutz sichtbar macht, miteinander
vernetzt und umsetzt.
Landschaftsschutz – unsere Lebensgrundlagen erhalten
Unser Trinkwasser und unser Boden sind unsere wertvollsten Güter. Die
Verpflichtung für unsere Generation ist es, diese Lebensgrundlagen trotz sich
verändernder Bedingungen auch kommenden Generationen zu erhalten. Wir fordern
einen sensibleren Umgang landwirtschaftlicher Betriebe mit unserem Wasser und
unserem Boden. Der Einsatz von Pestiziden muss flächendeckend reduziert werden
und in kritischen Bereichen wie z. B. in Waldrand- und Gewässernähe komplett
eingestellt werden. Der übermäßige Eintrag von Nitrat in unsere Wiesen, Weiden
und Gewässer durch Gülletourismus aus Nachbarregionen oder dem Ausland ist nicht
hinnehmbar und muss enden. Der enorme Flächenverlust an Ackerböden durch
Neuversiegelungen für neue Straßen, Wohn- und Gewerbegebiete muss endlich
verantwortungsbewusster gestaltet werden.
Kommunale Ausgleichsmaßnahmen, für die eine gesetzliche Verpflichtung besteht,
werden oft nicht oder nur unzureichend umgesetzt. Aktiver Landschaftsschutz darf
nicht an der Personalknappheit in den Rathäusern scheitern. Existierende Mängel
in der Transparenz, Verwaltung und Kontrolle von Ausgleichsmaßnahmen müssen
dringend verbessert werden. Wir wollen die Etablierung funktionierender und
zeitgerechter Kontrollmechanismen, die eine Umsetzung bzw. Wirksamkeit
beschlossener Maßnahmen prüfen und gegebenenfalls lösungsorientiert eingreifen
können. Deshalb wollen wir, dass die Kommunen dabei unterstützt werden, ihren
Verpflichtungen, die sich vor allem aus Eingriffen in die Umwelt durch
Bauleitplanungen ergeben, zeitnah und ökologisch nachhaltig nachzukommen.
Auch die Pflege von Biotopen, z.B. die Kalkmagerrasen im Diemeltal und der
Schutz der Gewässer in unseren Städten und Gemeinden, soll aktiv unterstützt
werden. Wir unterstützen den Weg zu einem Landschaftspflegeverband und wollen in
diesem Zusammenhang prüfen, welche Vorteile eine Kooperation der Naturparks und
der Wasserverbände in einem flächendeckenden Landschaftspflegeverband hat. Hier
ist die Artenschutzbeauftragte des Landkreises, deren Stelle auf Antrag der
GRÜNEN geschaffen wurde, bereits tätig.
Artenvielfalt erhalten und neu beleben
Es soll wieder Brummen und Zwitschern in unseren Feldern, Wiesen und Wäldern!
Dazu muss es wieder blühen. Wir wollen Blühstreifen weiter fördern. Aber es geht
auch um mehr als Blühstreifen! Die Verdurstende muss eine rettende Oase in der
Wüste zunächst finden, bevor sie trinken kann. Um dem Negativtrend
flächendeckend schwindender Arten entgegenwirken zu können, setzen wir GRÜNE uns
dafür ein, Lebensräume wieder besser miteinander zu vernetzen. Es müssen
„Brücken“ gebaut werden. Deshalb wollen wir ein sinnvolles und durchführbares
Konzept für eine Biotopvernetzung anstoßen und umsetzen. Ein wichtiger
Eckpfeiler ist die Rückkehr zu einer Kleinfelderwirtschaft mit Ackerrandstreifen
und verbindenden Feldgehölzen. Eine weitere notwendige Säule für den Artenerhalt
ist die Renaturierung von Bachläufen. Durch Kurven entstehende
Strömungsunterschiede der Fließgeschwindigkeit erzeugen viele natürliche
Lebensräume. In Zeiten längerer Trockenperioden und kurzer, sehr heftiger
Regenfälle, leistet Renaturierung ganz nebenbei auch einen wichtigen Beitrag zum
natürlichen Hochwasserschutz und zur Klimaanpassung.
Auch unter einem Stein findet sich Leben! Aber mit viel Grün und blühenden
Gärten können viele von uns ganz einfach etwas für die Artenvielfalt und gegen
die Hitze in unserem Wohnumfeld tun. Deshalb unterstützen wir die Initiative
„…es brummt im Landkreis Kassel“ und wollen Haus- und Gartenbesitzer*innen Hand
in Hand mit den kreisangehörigen Gemeinden für eine naturnahe Gartengestaltung
sensibilisieren und begeistern – so schaffen wir kühlende Wohlfühlorte für
Menschen, Tiere und Pflanzen!
Gesundheitliche Versorgung nachhaltig sichern
Eine qualitative hochwertige und erreichbare gesundheitliche Versorgung ist ein
Schlüsselfaktor für die Lebensqualität und Attraktivität unserer Städte und
Gemeinden im Landkreis Kassel. Das gilt für die stationäre Versorgung, aber auch
für die ambulanten medizinischen und pflegerischen Dienstleistungen. Mit den
Kreiskliniken Hofgeismar und Wolfhagen stellt der Landkreis nunmehr neu die
Krankenhausversorgung sicher. Der Rückkauf der Kliniken muss mit einem Konzept
hinterlegt werden, das auf die Bedarfe der Bürgerinnen und Bürger im ländlichen
Raum ausgerichtet ist. Wir wollen die Weiterentwicklung der Krankenhausstandorte
zu gesundheitlichen Versorgungszentren, die stationäre und ambulante Leistungen
unter einem Dach anbieten und sich dabei insbesondere auch am Bedarf der
wachsenden älteren und mobilitätseingeschränkten Bevölkerung in unserem
Landkreis orientieren.
Es gibt eine wachsende Zahl psychisch erkrankter Menschen in allen
Altersgruppen. Dieser Gruppe wollen wir verstärkt Aufmerksamkeit schenken und
ein bedarfsgerechtes Hilfs- und Unterstützungssystem aufbauen, das die
Betroffenen und ihre Angehörigen in den Blick nimmt. Die Erfahrungen der
Kontakt- und Beratungsstelle für Selbsthilfegruppen KISS und des
sozialpsychiatrischen Dienstes des Gesundheitsamtes Region Kassel wollen wir
nutzen, um die Versorgungslage für psychisch erkrankte Menschen in unserem
Landkreis zu verbessern.
Wir treten für eine stärkere Vernetzung von ambulanter und stationärer
Versorgung ein. Neben den medizinisch-pflegerischen Leistungen sind auch weitere
Unterstützungssysteme, wie beispielsweise Gemeindepfleger*innen, Hebammen, neue
Möglichkeiten durch Telemedizin und mobile Medizin, Selbsthilfegruppen,
Nachbarschaftshilfen und weitere ehrenamtliche Angebote für uns ein wichtiger
Bestandteil einer guten gesundheitlichen Versorgung.
Für eine zukunftsfähige und nachhaltige gesundheitliche Versorgung wollen wir im
Landkreis Kassel ein Versorgungsmonitoring und eine Gesundheitsplanung
etablieren, die Transparenz über die Bedarfe und die Versorgungslage schafft und
mit konkreten Maßnahmen hinterlegt ist.
Ausbildung und Beschäftigung stärken – Armut verhindern
Wir GRÜNE wollen die Qualifizierungs- und Beschäftigungsprogramme des
Landkreises fortschreiben und ausbauen. Wir wollen insbesondere Jugendliche, die
keinen Ausbildungsplatz finden, auf ihrem Weg in Ausbildung und Beschäftigung,
unterstützen. Auch für die wachsende Gruppe alleinerziehender Frauen muss der
Einstieg in qualifizierte Beschäftigung besonders gefördert werden. Der
Landkreis Kassel nutzt die Arbeitsmarktprogramme des Landes für die kommunale
Ausbildungs- und Beschäftigungsförderung. Die Maßnahmen des Jobcenters Landkreis
Kassel und die Ausbildungs- und Arbeitsförderung des Kreises über die
kreiseigene Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft AGIL, sollen dafür
gut miteinander verzahnt werden.
Bezahlbarer Wohnraum für alle – Verantwortung übernehmen
Wohnen ist ein Grundrecht. Es muss für alle Menschen im Landkreis Kassel möglich
sein, eine bezahlbare Wohnung zu finden, die ihren familiären Bedürfnissen
entspricht. Daher unterstützen wir die Etablierung von
Wohnungsbaugenossenschaften und -gesellschaften im Landkreis Kassel, welche den
wachsenden Bedarf an sozialem und bezahlbarem Wohnraum sicherstellen. Wir
wollen, dass der Landkreis Kassel die Städte und Gemeinden zum Thema
Wohnraumversorgung und Wohnungsbau unterstützt und vernetzt. Der Landkreis hat
hier die Möglichkeit eine Informations- und Moderationsrolle zu übernehmen.
Gute Bildung von Anfang an und ein Leben lang
Bildung ist der Schlüssel zu gesellschaftlicher Teilhabe und zur Sicherung der
Wirtschaftskraft und Zukunftsfähigkeit unseres Landkreises.
Gute Bildung beginnt in der Kindertagesstätte und setzt sich bis ins
lebensbegleitende Lernen fort.
Wir GRÜNEN wollen, dass es nicht vom Wohnort bzw. dem Engagement und der
Weitsicht eines/r Bürgermeister*in abhängig ist, ob vor Ort ein bedarfsgerechtes
Angebot an Kinderbetreuung für die Altersgruppe der Ein- bis Sechsjährigen
vorhanden ist. Hier ist der Landkreis Kassel in der Pflicht, die Kita-
Bedarfsplanung regelmäßig fortzuschreiben und die Städte und Gemeinden
aufzufordern, ein bedarfsgerechtes Angebot an Betreuungsplätzen vorzuhalten und
Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen.
Auch Grundschulkinder brauchen hochwertige Bildungs- und Betreuungsangebote. Im
Landkreis Kassel und in den kreisangehörigen Städten und Gemeinden setzen wir
GRÜNE uns dafür ein, eine flächendeckende Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder
bis 2025 umzusetzen und damit den von der Bundesregierung geplanten
Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung umzusetzen. Wir GRÜNE wollen, dass sich
die Grundschulen zu Ganztagsgrundschulen im „Pakt für den Nachmittag“ mit einem
hochwertigen Bildungs- und Betreuungsangebot am Nachmittag und in den Ferien
weiterentwickeln. Das sichert mehr Bildungsgerechtigkeit und die verlässliche
Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Eltern mit Kindern im Grundschulalter.
Wir wollen eine aktive Unterstützung von Schulgemeinden und kreisangehörigen
Kommunen, die sich auf den gemeinsamen Weg in den Ganztag machen. Dafür müssen
in den nächsten Jahren viele Grundschulstandorte mit Mensen und zusätzlichen
Raumangeboten baulich erweitert werden. Um die Förderprogramme für die dafür
notwendigen Investitionen nutzen zu können, müssen wir uns jetzt auf den Weg
machen!
Ein besonderes Augenmerk werden wir GRÜNE in den kommenden Jahren auf eine
gesunde Schulverpflegung richten. Das Essen in den Cafeterien und Mensen in
unseren Schulen soll regional und mit einem möglichst hohen Anteil in Bio-
Qualität angeboten werden. Neben den gesundheitlichen Aspekten wollen wir damit
auch einen Anreiz für die ökologische Ausrichtung der Landwirtschaft setzen und
die regionalen Erzeuger*innen unterstützen.
Bildung ist viel mehr als Schule und endet nicht nach der Schulzeit. Wir leben
in einem tiefgreifenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel, der die
stetige Anpassung von persönlichen Kompetenzen und Qualifikationen erforderlich
macht. Das lebensbegleitende Lernen wird daher in Zukunft eine noch wichtigere
Rolle spielen. Wir GRÜNE unterstützen die Arbeit der Volkshochschule Region
Kassel und setzen uns für deren weiteren Ausbau ein.
Die Themen Bildung für nachhaltige Entwicklung und die Digitalisierung der
Lebens- und Arbeitswelt sollen zu neuen pädagogischen Schwerpunkten der Arbeit
der Volkshochschule werden. Die Volkshochschule soll neben den bewährten
Bildungsangeboten in Zukunft auch verstärkt digitale Bildungsformate entwickeln,
die barrierefrei und flexibel abrufbar sind.
Den Bildungsverbund “Hessencampus” unter dem Dach der Volkshochschule wollen wir
stärken und setzen uns für einen flächendeckenden Ausbau der Bildungsberatung
ein.
Wir GRÜNE wollen die Chancen der Digitalisierung für gute Bildung in jeder
Lebensphase nutzen. Dazu gehört eine moderne digitale Ausstattung in unseren
Schulen und weiteren Bildungseinrichtungen und der Erwerb der notwendigen
Kompetenzen für den Umgang und Einsatz digitaler Medien.
Integration – Vielfalt als Herausforderung und Chance
Die Aufnahme und Integration Geflüchteter ist eine der größten
Herausforderungen, der sich der Landkreis Kassel in den letzten Jahren stellen
musste und er hat diese Herausforderung dank des engagierten Einsatzes vieler
haupt- und ehrenamtlicher Helfer*innen gut bewältigt.
Für gelingende Integration braucht es einen langen Atem. Sprache ist der
Schlüssel zu gesellschaftlicher Teilhabe, zu Bildung und Zugang zum
Arbeitsmarkt. Der Landkreis Kassel muss sicherstellen, dass allen Geflüchteten
und neu Zugewanderten passende Sprachkurse angeboten werden. Dabei ist besonders
darauf zu achten, dass Frauen und Müttern ein Zugang zu den Angeboten ermöglicht
wird. Kinder mit Fluchthintergrund sollen so früh wie möglich ein
Betreuungsangebot in einer Kindertagesstätte besuchen, um die deutsche Sprache
schnell und spielerisch zu lernen und den Übergang in die Grundschule
erfolgreich zu meistern.
Neben den besonderen Herausforderungen, die die Integration Geflüchteter stellt,
ist zu berücksichtigen, dass unsere Gesellschaft schon lange und zunehmend durch
kulturelle Vielfalt geprägt ist. Dem wollen wir besser Rechnung tragen. Deshalb
fordern wir GRÜNEN, dass alle öffentlichen Einrichtungen, vor allem Ämter und
Behörden, Kindertagesstätten und Schulen sich auf eine größere Vielfalt
einstellen. Die interkulturelle Öffnung der Einrichtungen und die Fortbildung
des Personals sind hier besonders wichtig.
Wir treten deshalb dafür ein, dass der Landkreis Kassel ein Integrationskonzept
erarbeitet, das mit Zielen und Handlungsempfehlungen hinterlegt ist und das
einen Rahmen für die Arbeit des/der Integrationsbeauftragten bietet. Wir GRÜNE
wollen die über das Land geförderten WIR-Koordinationsstellen zum kommunalen
Vielfaltszentrum in der Kreisverwaltung weiterentwickeln, das auf der Grundlage
dieses Integrationskonzeptes arbeitet. Die ab 2021 erweiterten Möglichkeiten des
Landesprogramms WIR „Wegweisende Integrationsansätze realisieren“ können so für
eine zielgeleitete und wirksame Integrationsarbeit genutzt werden.
Neben dem Ausländerbeirat, zu dem wir auch in Zukunft ein deutliches JA sagen,
und dem Arbeitskreis Integration für die Stadt und den Landkreis Kassel sollen
auch Migrant*innenselbstorganisationen in Zukunft stärker in die
Integrationsarbeit des Landkreises einbezogen werden.
Für ein gutes Miteinander und eine starke Demokratie – Gemeinsam gegen Hass,
Gewalt und Rassismus
Die Stimmen derjenigen, die unsere Gesellschaft spalten wollen, werden immer
lauter. Der Mord an unserem Regierungspräsidenten Walter Lübcke hat gezeigt,
dass sie mitten unter uns sind und Hassbotschaften auch zu Taten führen. Einen
ruhigen Rückzugsraum wird es mit uns für Nazis und die antidemokratische Rechte
in unserem Landkreis nicht geben. Wir haben eine starke Zivilgesellschaft, die
die Demokratie zu schätzen und zu schützen weiß. Aber wir sind auch politisch in
der Verantwortung, diesen Tendenzen vor unserer Haustür entschieden entgegen zu
treten. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass sich der Kreistag einmal jährlich
mit demokratiefeindlichen und rassistischen Phänomenen in unseren Städten und
Gemeinden auseinandersetzt und konkrete Maßnahmen gegen demokratiefeindliche und
rechtsextreme Tendenzen einleitet. Dazu gehören z.B. der Ausbau der
Demokratiebildung als Schwerpunkt der Arbeit der Volkshochschulen und der
Jugendarbeit, die Unterstützung ehrenamtlicher Initiativen gegen Hass und Gewalt
und auch die Hilfe für Opfer rechtsradikaler und rassistischer Übergriffe. Die
Zusammenarbeit mit den in diesem Bereich tätigen Beratungsstellen wie zum
Beispiel dem Mobilen Beratungsteam gegen Rechts wollen wir ausbauen und ihre
Expertise für den Erhalt einer starken Demokratie und ein respektvolles und
friedliches Miteinander nutzen.
Ehrenamt – einfach unbezahlbar!
In einer Vielzahl von Vereinen, Verbänden und Initiativen leisten ehrenamtlich
engagierte Menschen in unserem Landkreis unverzichtbare Arbeit zur
Aufrechterhaltung des gesellschaftlichen Lebens und für ein solidarisches
Miteinander.
Der Sport leistet einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt,
zur Gesundheitsförderung und zum individuellen Wohlbefinden. Deshalb wollen wir
die Förderung von Sportstätten und die kostenlose Nutzung der kreiseigenen
Sporthallen für die Sportvereine fortschreiben. Wir setzen uns darüber hinaus
für die Förderung sportlicher Aktivitäten und Erholung in der Natur ein. Der
Landkreis Kassel verfügt über ein gutes Netz an attraktiven Wanderwegen, dass
ohne viel ehrenamtliches Engagement so nicht möglich wäre. Die Freiwilligen
Feuerwehren und der gesamte Brand- und Katastrophenschutz sind im Hinblick auf
die Folgen des Klimawandels vorausschauend zu stärken und weiter auszubauen.
Unsere Naturschutzorganisationen leisten mit viel ehrenamtlichem Engagement
einen unverzichtbaren Beitrag zum Schutz unserer Umwelt und wichtiger
Ökosysteme. Viele Bürger*innen engagieren sich in den Städten und Gemeinden des
Landkreises für das kulturelle Leben, den Rettungsdienst und z.B. in
Nachbarschaftshilfen für ein solidarisches und lebenswertes Gemeinwesen. Wir
GRÜNE wollen uns auch in Zukunft für die Stärkung und den Erhalt des Ehrenamtes
einsetzen.
Mobilität – immer gut und sicher ankommen
Wir wollen Mobilität neu denken, damit das Klima schützen und den ländlichen
Raum wieder attraktiver machen! Unser Ziel ist, dass jeder und jede in unserem
Landkreis gut, sicher und klimaneutral am Wunschziel ankommt. Dazu gehören die
Sicherstellung und der Ausbau eines leistungsfähigen ÖPNV-Netzes. Wir wollen für
alle Orte ein bedarfsdeckendes ÖPNV-Angebot, das mit innovativen und
individuellen Mobilitätslösungen verknüpft ist. Dafür sollen auch Bahnstrecken
intelligent reaktiviert werden, um eine nachhaltige Mobilität zu gewährleisten.
In diesem Zusammenhang fordern wir alle Alternativen für die Kasseler Kurve
vorbehaltlos zu untersuchen (z.B. die Reaktivierung der Sollingbahn). Die
Barrierefreiheit ist ein Muss für alle Haltepunkte und Verkehrsmittel. Unser
langfristiges Ziel ist ein kostenfreier ÖPNV für alle Bürger*innen, mit der
Gewährleistung von mindestens. einem 1 Stunden-Takt bis in die Abendstunden und
eine smarte Vernetzung von Bahn, Bus, Fahrrad und Auto, sowie ein einheitliches
Auskunftswesen über Systemgrenzen hinweg. Zu einer zukunftsfähigen Mobilität
gehören auch die Entwicklung und der Ausbau eines Kreisradwegenetzes mit
Raddirektverbindungen, z.B. Hofgeismar-Immenhausen-Kassel, sowie die Vernetzung
des Radverkehrs mit den weiteren Verkehrsmitteln. Mietsysteme für E-Bikes und
Lastenfahrräder an stark frequentierten Haltepunkten des ÖPNV und sichere
Transportmöglichkeiten für Fahrräder in Bussen, Straßenbahnen und Zügen
unterstützen den Trend zum Fahrrad und E-Bike, der bereits jetzt bei vielen
Pendler*innen zu beobachten ist. Wir wollen, dass zukünftig mindestens 10
Prozent des Straßenneubauetats für den Radwegebau und für Radschnellwege zur
Verfügung stehen!
Um einen schnellstmöglichen Ausbau der E-Mobilität zu unterstützen und zu
fördern, setzen wir GRÜNE uns für eine flächendeckende Ladeinfrastruktur und
Mietwagen bzw. Car-Sharing Systeme für Elektroautos im Kreisgebiet ein.
Wirtschaft und Tourismus
Wir wollen prüfen, ob die Erweiterung des Zweckverbandes Raum Kassel (ZRK) auf
den kompletten Landkreis ein geeignetes Instrument ist, um Siedlungsentwicklung,
Gewerbeverteilung und Wohnungsbau zu optimieren und Lasten und Einnahmen
gleichmäßiger im Landkreis zu verteilen. Die Erweiterung des Zweckverbandes
ermöglicht die Öffnung für alle Landkreiskommunen und damit die Teilhabe an
Gewerbesteuereinnahmen und kommunaler Entwicklung.
Gewerbe- und Industriegebiete können durch eine/n Nachhaltigkeitsmanager*in,
angesiedelt bei der Wirtschaftsförderung, wertvolle Ressourcen und Geld sparen.
Der Abfall des einen Betriebs ist der Rohstoff des anderen, dies kann schon bei
der Gewerbeansiedlung berücksichtigt werden. Der Landkreis Kassel und die Städte
und Kommunen in unserem Kreis können durch faire Beschaffungs- und
Ausschreibungsrichtlinien Fairtrade-Town werden und damit umweltverträgliche und
soziale Standards setzen. Wir erkennen die besondere Bedeutung von
Sozialunternehmen, da sie gewinnbringend gesellschaftliche Herausforderungen
lösen.
Eine auf die Region abgestimmte Beratung für Gründer*innen „aus einer Hand“ kann
ein Teil der Gründungsförderung sein. Damit der Blick auf Nachhaltigkeit und
Ökologie verstärkt im Vordergrund steht, wollen wir diese Schwerpunkte in der
nordhessischen Wirtschaft und Start-up-Szene fördern!
Dies gilt auch für den Ausbau des Tourismus. Wir setzen auf sanften Tourismus im
Einklang mit unserer schönen Natur, den vielen historischen Ortskernen und
Sehenswürdigkeiten und attraktiven kulturellen Events. Regionalität und
Nachhaltigkeit sind der Schlüssel für eine zukunftsfähige Entwicklung des
Tourismus. Bio und Individualität – Klasse statt Masse, das ist die Chance für
Nordhessen. Wir wollen die Vernetzung der Tourismustreibenden bei der
Entwicklung einer regionalen Identität und Marke unterstützen, so dass viele
zusammen profitieren und nicht der Egoismus einzelner eine positive
Gesamtentwicklung für diesen Wirtschaftszweig ausbremst.
Digitale Zukunft – Chancen für den ländlichen Raum nutzen
Die Digitalisierung eröffnet viele neue Möglichkeiten, insbesondere auch für den
ländlichen Raum. Von smarten Energienetzen über Arbeiten von Zuhause bis zur
Telemedizin eröffnen sich Chancen die wir GRÜNE nutzen wollen.
In allen Energiesektoren, in der industriellen Produktion, in den Bereichen
Mobilität und Logistik, Strom und Wärme oder der Landwirtschaft können digitale
Innovationen helfen, die Klimaziele zu erreichen.
Einen Internetzugang auf zukunftsfähigem Geschwindigkeitsniveau in jedem Ort des
Landkreises betrachten wir GRÜNE als selbstverständlichen Teil der
Daseinsvorsorge. Er ist eine unabdingbare Voraussetzung zur Steigerung der
Attraktivität des ländlichen Raumes als Wohn-, Arbeits- und Wirtschaftsstandort.
Wir sind uns dabei bewusst, dass die digitale Realität heute oft völlig anders
aussieht. Die vorhandenen Potenziale werden selten genutzt, der Strom- und
Ressourcenverbrauch der Digitalisierung wächst hingegen rapide. Insbesondere
Streaming- und Video-Angebote benötigen enorme Strommengen. Im ländlichen Raum
ist der zeitgemäße Internetanschluss nicht flächendeckend verfügbar.
Nordhessen ist mit der Breitband Nordhessen GmbH als gemeinsames Unternehmen der
nordhessischen Landkreise dem Marktversagen der traditionellen
Infrastrukturanbieter entgegengetreten. Mit der Netcom Kassel als Betreiber der
geschaffenen Infrastruktur hat sich das Angebot in den letzten Jahren wesentlich
verbessert. Mittlerweile sind weitere Marktteilnehmer aufgetaucht, die
Internetanschlüsse auf Glasfaserbasis in den bereits erschlossenen Gebieten
anbieten. Diese Entwicklung sehen wir kritisch, denn sie erzeugt unnötigen
Ressourcenverbrauch und für uns geht Versorgung für alle vor
Spitzengeschwindigkeiten für wenige.
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